WOHN:SINN

Tobias Polsfuß im Gespräch

Nachdem Tobias Polsfuß fünf Jahre in einer inklusiven WG verbracht hatte, wollte er seinen eigenen Beitrag leisten und gründete 2016 deshalb WOHN:SINN als Plattform zur Vernetzung inklusiver WGs, als Mittel der Information und des Austauschs und mit einer WG-Suche speziell für inklusive Wohngemeinschaften.
W2: In aller Kürze – was ist Deiner Geschäftsidee?
Tobias: Bei WOHN:SINN geht es um inklusive Wohngemeinschaften. In inklusiven WGs leben Menschen mit einer Behinderung, z.B. Trisomie 21, und Menschen ohne Behinderung (z.B. Studierende) zusammen. Auf unserer Onlineplattform findest Du eine WG-Börse für alle, die inklusiv wohnen wollen, einen Blog, in dem inklusive WGs aus ihrem Leben erzählen, sowie Informationen für alle, die eine inklusive WG gründen wollen. Über die Plattform können Leute mich für Vorträge, Workshops und Beratung buchen.

Ich möchte so dazu beitragen, das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung zur Selbstverständlichkeit zu machen.
W2: Wie bist Du auf die Idee gekommen?
Tobias: Ich bin selbst vor fünf Jahren durch Zufall in eine inklusive WG in München eingezogen. Das bunte gemeinschaftliche Leben hat mir sofort zugesagt. Immer wenn ich Leuten davon erzählt habe, fanden sie das Konzept super, kannten es aber noch nicht. Irgendwann habe ich es selbst in die Hand genommen, das zu ändern und WOHN:SINN ins Leben gerufen.
W2: Was ist das Besondere an Deiner „Geschäftsidee“?
Tobias: Mir geht es nicht um den Profit oder den Aufbau eines großen Unternehmens. Ich versuche, im Sinne eines "systemischen Entrepreneurships" unternehmerisch ein gesellschaftliches Problem zu lösen. In meinem Fall heißt das, mit möglichst wenigen Ressourcen, möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, in einer inklusiven WG zu leben.

Anmerkung der Red.: Was ist „System Entrepreneurship“? Klick!

W2: Warum hast Du Dich bei der Startup-Gründung für die Immobilienbranche entschieden?
Tobias: Ich würde WOHN:SINN nicht in der Immobilienbranche verorten. Eher in der Beratung von Menschen mit Behinderung und Organisationen, die mehr über dieses Themenfeld erfahren möchten. Das entstand alles nach und nach. Mir ging es nicht um die Gründung an sich, sondern die Gründung entstand einfach aus der Idee und meinem Wunsch, etwas beizutragen.

W2: Welches Potenzial siehst Du im Rahmen der Digitalisierung für neue Wohnkonzepte wie Shared Living, Mehrgenerationen-WGs und ähnliches?
Tobias: Ein hohes! Die großen gewinnorientierten Plattformen machen es vor. Airbnb ist beispielsweise der größte Anbieter für Ferienwohnungen, ohne selbst ein Zimmer zu besitzen. Gerade Airbnb zeigt aber auch, welche Risiken damit verbunden sind. In einer Studie kamen auf ein Wohnungsangebot in Kreuzberg 100 Airbnb-Angebote. Normaler Wohnraum wird also durch Ferienunterkünfte verdrängt. Gerade weil man durch die Digitalisierung mit weniger Ressourcen mehr erreichen kann, muss die Lösung von gesellschaftlichen Problemen statt dem Profit ins Zentrum der Geschäftsmodelle rücken.

W2: Tobias, vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
Tobias: Danke, immer wieder gerne!

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Fotos: Daniela Buchholz

Interviewpartner

Tobias Polsfuß (Gründer)
WOHN:SINN

Gründungsdatum: 2016
Hauptsitz: München
Jahresumsatz: ca. 12.000 EUR