Bring Together

Karin Demming im Gespräch

Bring-together.de ist eine Onlinematching-Plattform für Menschen, die Lust auf nachhaltige Lebenskonzepte und Gemeinschaft haben und das Wohnen revolutionieren wollen. Karin, Mary-Anne und Christoph arbeiten derzeit noch an den letzten Details, in diesem Jahr steht die offizielle Gründung an.
W2: In aller Kürze – was ist eure Geschäftsidee?
Karin: bring-together.de ist eine Onlinematching-Plattform für Menschen, die Lust auf nachhaltige Lebenskonzepte und Gemeinschaft haben und das Wohnen revolutionieren wollen. Über diese Plattform lösen wir das Problem der schwierigen Suche nach Gleichgesinnten oder passenden gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Ganz egal, wie die jeweiligen Lebenskonzepte aussehen – ob Mehrgenerationen-, Integrations-, oder Inklusionsprojekte, Leben auf dem Bauernhof, eine Hausgemeinschaft in der Stadt oder oder … – es gibt für jeden die passende Gemeinschaft! Wir bringen über www.bring-together.de Menschen mit gleichen Wünschen, Vorstellungen und Lebensphilosophien zueinander.
W2: Wie seid ihr auf eure Idee gekommen?
Karin: Die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels verknüpft mit meinen beruflichen Erfahrungen lösten bei mir den Impuls aus, etwas verändern zu wollen. Die Idee zu bring-together kam nicht einfach über Nacht, sondern sie entwickelte sich über mehrere Jahre und ist die Quintessenz aus eigenen Erlebnissen, den Erfahrungen meiner Berufe und den Beobachtungen und Recherchen zu gesellschaftlichen Themen.

Ich komme ursprünglich aus dem sozialen Bereich und wechselte später in die Immobilienwirtschaft. So hatte ich die Möglichkeit, die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen und zu erleben. Gleichzeitig nahm ich die Vereinzelung in der Gesellschaft immer deutlicher wahr und so begann ich, nach Lösungen zu suchen, wie man diesem gesellschaftlichen Problem entgegenwirken kann. Eine Online-Plattform, über die man viele Menschen erreicht und zusammenbringt, erschien mir dabei am sinnvollsten. Beim Aufbau des Gründer-Teams fanden Mary-Anne, Christoph und ich schließlich zueinander. Zusammen mit drei weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern arbeiten wir an der Weiterentwicklung unserer Plattform.
W2: Was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?
Karin: Wir helfen genau da, wo es bisher am schwierigsten ist – wir lösen das Problem der langwierigen Suche nach Gleichgesinnten oder passenden Wohnprojekten. Für bring-together entwickeln wir ein eigenes Matchingverfahren, das auf Grundlage persönlicher Präferenzen passende Gleichgesinnte findet. Wir glauben, dass ein harmonisches und solidarisches gemeinschaftliches Leben und Wohnen nur funktionieren kann, wenn die Chemie zwischen den Bewohnern stimmt. Die individuelle Ausrichtung gemeinschaftlicher Wohnprojekte mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen und Lebensentwürfen einzelner erschwert bisher die Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Mit unserer Plattform bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe, sorgen für bestmögliche Passung und unterstützen darüber hinaus den Sharing-Gedanken, der noch intensiver durch Gemeinschaften gelebt werden kann.

So kann jeder seine perfekte Wahlfamilie über bring-together finden – und damit genau die Gemeinschaft, in der er gerne leben möchte.

Zudem bauen wir gerade ein Netzwerk von Experten auf, die Gemeinschaften auf den Weg zum eigenen Wohnprojekt unterstützend begleiten. Dadurch wird unsere Plattform zu einem interaktiven und informativen Portal für Gemeinschaften.

W2: Warum habt ihr euch bei der Startup-Gründung für den Bereich „Wohnen“ entschieden? Und warum ein Social Start-Up?
Karin: Bei bring-together geht es um neue Wohnformen und Lebenskonzepte. Unser Fokus liegt dabei auf Gemeinschaften, denn wir glauben, dass gemeinschaftliches Wohnen die einzig zukunftsfähige Lebensweise ist. Permanenter Wandel prägt die Zeit, in der wir leben. Durch die Veränderungen gesellschaftlicher Normen erleben wir eine extreme Vereinzelung in der Gesellschaft. Es gibt mehr unverheiratete Paare und Paare ohne Kinder, mehr Alleinerziehende. Ebenso führt der Anstieg von Scheidungszahlen im mittleren oder späten Lebensjahren zu einer Singularisierung im Alter. Hinzu kommt die räumliche Distanz zwischen Familienmitgliedern. Aktuell leben 53% der Menschen in den Städten allein, 2035 könnten es 56% sein.

Gleichzeitig arbeiten immer mehr Menschen in Teilzeit und Niedriglohnjobs. Jeder 10. Arbeitnehmer gilt in Deutschland als armutsgefährdet. Vor allem in den neuen Bundesländern führen geringere Einkommen später zu geringeren Renten. Die Diskontinuität in den Erwerbsbiographien, die prekären Beschäftigungssituationen und die zukünftig höhere Anzahl an Alleinlebenden führen zu einem höheren Armutsrisiko im Alter. Das alles hat wiederum zur Folge, dass sich viele Menschen keinen Wohnraum mehr leisten können. Abgesehen davon, dass es generell zu wenig Wohnungen gibt, fehlt es vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Gemeinschaftliche neue Wohnkonzepte, in denen das Teilen Normalität ist, werden in Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen.

Es sind also viele Ursachen, die zusammengenommen ein großes Problem darstellen und über den politischen Weg sehr schwer gelöst werden können. Unser sozialer Impact mit bring-together ist deshalb die Förderung von gemeinschaftlichen Lebens- und Wohnformen sowie die Stärkung nachhaltiger und solidarischer Handlungsprozesse in der Gesellschaft. Das Sparen von Ressourcen ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei gemeinschaftlichen Wohnkonzepten. Denn gemeinsame Räume und das Nutzen von gemeinsamen Gegenständen tragen erheblich zum verminderten Energieaufwand und zur Reduktion des individuellen CO²-Ausstoßes eines jeden Bewohners bei.

W2: Welches Potenzial seht ihr im Rahmen der Digitalisierung für neue Wohnkonzepte wie Shared Living, Mehrgenerationen-WGs, Tiny Houses etc.?
Karin: Wohnen müssen alle – nur die Art und Weise, wie man wohnt, ändert sich stetig. Insofern muss Wohnraum an die Bedürfnisse der Menschen und deren Lebensumstände angepasst werden. In Zeiten, in denen die Ressourcen und Wohnraum knapp werden und die Vereinzelung schon sehr fortgeschritten ist, sehen wir ein sehr großes Potenzial. Gemeinschaftliche Wohnkonzepte gibt es zwar im Grunde schon sehr lange, aber in der Vergangenheit waren es eher Individualisten oder ausgewählte Gesellschaftsgruppen (z.B. Studenten), die ein gemeinschaftliches Leben bevorzugten. Um der Vereinsamung und Altersarmut vorzubeugen und die sozialen Sicherungssysteme nachhaltig zu entlasten, müssen wir alle ein wenig umdenken. Wir werden uns in Zukunft nicht nur die Frage stellen: wie und wo will ich leben, sondern auch mit wem? Und darum geht es auf unserer Plattform. Wir verbinden Menschen, die zueinander passen und ihr Gemeinschaftsprojekt nach ihren Vorstellungen und Wünschen initiieren können. Und dies ist nur im Rahmen der Digitalisierung über einen größeren Radius möglich.

W2: Vielen Dank für das interessante Gespräch Karin.
Karin: Ich danke euch!

Hier geht es zu "Bring-Together": Klick!

Interviewpartner

Karin Demming (Gründer)
Bring-Together

Gründungsdatum: vrstl. 2018
Hauptsitz: Leipzig