Vom Tauschen zum Token

Ist auch eine Gesellschaft ohne Geld denkbar?

Geld hat im heutigen Wirtschaftssystem eine wichtige Funktion. Es ist nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch Aufbewahrungsmittel für „Werte“, also quasi ein Zwischenspeicher. Es ist tief in unser Werteverständnis und in gesellschaftliche Prozesse integriert. Geld kann auch nicht einfach ersetzt werden, da wesentliche Systeme zur Stabilisierung unserer Gesellschaft daran hängen. Dennoch würden gerade neue Technologien einen Wandel theoretisch ermöglichen?

So könnte eine geldlose Gesellschaft aussehen

Basis solch theoretischer Überlegungen könnte folgendes sein: Es entwickelt sich derzeit ein breit gestreutes IOT-System, das sogenannte Internet of Things (Englisch für Internet der Dinge). Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für Technologien, die physische und virtuelle Gegenstände miteinander vernetzen, um sie durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten zu lassen. Ziel des IOT ist es, automatisch relevante Informationen aus der realen Welt zu erfassen, miteinander zu verknüpfen und im Netzwerk verfügbar zu machen.
Solche Produkte könnte man mit einem Wert versehen und auf einer internationalen Tauschbörse miteinander „verrechnen“. Eine Währung bräuchte man dann nicht mehr, wohl aber noch den Wert von den einzelnen Produkten. Aber was hätte das für einen Vorteil? Der Einsatz von Geld erzeugt immer auch Kosten. Gerade im internationalen Austausch. Eine einfache Verrechnung von Waren würde diese Kosten senken. Allerdings müsste man parallel ein vollkommen neues Steuersystem erfinden, denn über den Austausch von Waren und zum Beispiel die Mehrwertsteuer, werden auch Staaten in nicht unerheblichem Maße finanziert. Dennoch, es funktioniert teilweise schon.

Schon heute wird in einigen Unternehmen ohne Geld gehandelt

Das alles ist weltweit betrachtet sicherlich noch Zukunftsmusik für die nächsten 20-30 Jahre. Aber wenn wir eine Ebene tiefer gehen, dann sehen wir, dass einige Maschinen schon heute das IOTA-Protokoll haben. Beim IOTA handelt es sich um eine Kryptowährung, die im Internet of Things als Transaktions- und Bezahlmodell fungieren soll. Damit können Maschinen also untereinander Handel treiben, ohne dass eine Person die Käufe bestätigen muss. Braucht ein Rechenzentrum zum Beispiel mehr Kapazität, kann es sie selbst anmieten, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten. Innerhalb eines Unternehmens können die Maschinen verschiedener Unternehmensteile auf diese Weise miteinander „Handel“ treiben, ohne jedoch Geld aufzuwenden. Trotzdem können sie in der Bilanz des Unternehmens die jeweilig verbrauchten oder angesammelten Werte ausweisen. Im Prinzip handelt es sich also um einen modernen Tauschhandel, nur eben ganz ohne Geld.

Dieses Prinzip könnte also einige wirtschaftliche Prozesse verschlanken. Aber könnten wir auch Menschen in ein solches System integrieren? In Teilbereichen wird auch das schon überlegt. In Skandinavien möchte man zum Beispiel Menschen, die Kinder erziehen oder ihre Eltern pflegen, eine Art „gesellschaftliches Guthaben“ gewähren, so dass diese Menschen Zugang zu besseren Leistungen der Pflege- oder Sozialversicherung haben. Man könnte also über ein „Ausgleichssystem“ für die Gesellschaft wichtige Leistungen Einzelner honorieren, auch wenn diese nicht durch eine Steuer auf sein Gehalt diese Sozialkasse füllen. Andererseits muss man, als Staat in diesem Fall, auch nicht das Geld auszahlen, sondern kann es gezielt in bestimmte Leistungen lenken.

Außerhalb solcher sehr konkreten Überlegungen ist das Thema „Tauschhandel“ aber noch zu komplex, da wie gesagt Geld sehr tief in unserem wirtschafts-politischen System integriert ist. Aber es hat, siehe an den Beispielen oben, durchaus Vorteile. Wir werden sehen ob weitere technologische oder gesellschaftliche Entwicklungen hier weitere Überlegungen in diese Richtung ermöglichen. Bis dahin werden wir sicherlich, auch hier zunächst in Teilbereichen, mit digitalem Geld in Berührung kommen, da es der nächste einfache Schritt ist, Prozesse zu vereinfachen.
Die Vereinten Nationen bezahlen hunderttausende Mikrofarmer seit Jahren in einer Kryptowährung, ganz ohne Banken und absolut sicher. Kryptowährungen und damit verbundene Technologien kommen also allmählich in der Gesellschaft an. Es ist nur eine Frage der Zeit, der Technologie und der sich gesellschaftlich wandelnden Akzeptanz, ob wir uns von unseren bekannten Zahlungssystemen lösen, um Raum für neue Alternativen zu schaffen.

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelreihe „Vom Tauschen zum Token“, in der wir uns fragen, ob die Digitalisierung wieder zum Tauschhandel führen könnte.

Vom Tauschen zum Token (Teil 1)

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