WirtschaftsWerkstatt
Crowdsourcing
Der digitale Ideenpool
Oftmals steht eine zündende Idee im Raum, aber man ist nicht sicher, ob sie gut ankommt oder wie sie erfolgsversprechend umgesetzt werden kann. Oder man stößt auf ein Problem, das sich scheinbar nicht lösen lässt. Wenn viele Menschen gemeinsam über etwas nachdenken und dabei ihre jeweilige Expertise einbringen, können ungeahnte, kreative Prozesse in Gang gebracht und geeignete Lösungen gefunden werden.
Der Begriff hierfür heißt Crowdsourcing. Doch was ist das genau? Crowdsourcing setzt sich aus den Begriffen „Outsourcen“ und „Crowd“ zusammen. Es geht dabei darum, bestimmte Aufgaben oder Unternehmensprozesse an eine Gruppe freiwilliger User oder gezielt an eine Online-Community auszulagern, um das Wissen Vieler – oft spricht man auch von der Schwarmintelligenz – zu nutzen und Projekte oder Ideen umzusetzen. Die Ziele sind meist, neue Service- oder Produktideen zu generieren, konkrete Probleme zu lösen oder eine Entscheidungsfindung voranzutreiben.

Beim Crowdsourcing werden Interessierte dazu aufgerufen, sich aktiv an den Arbeits- und Kreativprozessen von Unternehmen zu beteiligen. Die sozialen Medien helfen dabei, die passende Community zu finden und bieten eine ideale Plattform, um erfolgversprechende Ideen gezielt zu sammeln, sie zu bewerten und letzten Endes umzusetzen. Das Gute daran ist: Die geschaffenen Netzwerke zeichnen sich durch ein hohes Maß an Diversität und Offenheit aus, denn die Anzahl an Menschen, die sich an der Projektumsetzung beteiligen, ist zeitlich und räumlich unabhängig. Genutzt werden soziale Medien aber auch gezielte Co-Working-Plattformen, um Kollektive von Freiberuflern zu finden.
Die „Weisheit der Vielen“ bietet für Unternehmen viele Vorteile. Da, wo früher aufwändige Marktforschung betrieben wurde, kann man jetzt die Community befragen, spezifische Einzelkompetenzen können in der Crowd gesucht werden und vermeiden das Einstellen neuer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Oft kommen durch Crowdsourcing überraschende und neue Lösungswege zustande. Durch das aktive Einbinden der Öffentlichkeit sind beispielsweise größere Projekte schneller realisierbar und das Unternehmen spart Zeit und Geld. Crowdsourcing-Kampagnen ziehen eine hohe Aufmerksamkeit auf die Marke und können sich so auch positiv auf die Marketing-Ziele auswirken.
Bekannte Beispiele für Crowdsourcing sind Wikipedia, Open Street Map oder Threadless – ein T-Shirt-Onlinehandel, bei dem die User selbst Shirts entwerfen, die von der Community bewertet und gekauft werden, und dabei noch Preise gewinnen können. Aber auch Apple, die Deutsche Telekom, Daimler oder Lego ziehen gerne die Intelligenz des Schwarms bei ihren Entwicklungen hinzu.
Aber nicht immer ist Crowdsourcing auch die richtige Strategie. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass rund die Hälfte aller Crowdsourcing-Kampagnen scheitern. Gerade in sozialen Netzwerken kann die Beteiligung einer großen Crowd Eigendynamiken entwickeln oder zur Manipulation genutzt werden. Stellt sich eine Idee als wenig innovativ heraus, kann dies zum Imageverlust beitragen. Wird Crowdsourcing eingesetzt, um billige Arbeitskräfte zu nutzen, befürchten Gewerkschaften eine moderne Form der Sklaverei.
Doch trotz allem birgt Crowdsourcing viele Potenziale und ist eine gute Möglichkeit, Innovationsprozesse anzustoßen und Projekte zu realisieren. Neben der Entlohnung oder entsprechender Incentives sind es vor allem die Motivation, konstruktives Feedback, Teilhabe an Erfolgen sowie Zusammenhalt und Vernetzung innerhalb der Community, die Crowdsourcing zum Erfolg verhelfen.
Glossar
Crowdsourcing
Der Begriff Crowdsourcing wurde 2006 von Jeff How geprägt. Crowdsourcing ist ein Kunstbegriff und setzt...